Märchen vom wichtigen Bürgerbus / Teil1

Lesedauer 4 Minuten
Mangels Zuspruch verrostet

Vergleicht man die offiziellen Zahlen mit den Aussagen des Bürgermeisters zur „Bürgerbusnutzung“, beschleichen einen Erinnerungen an Märchenerzähler. Schrieben zum Beispiel die Brüder Grimm überlieferte Märchen nur auf, erzählt Geisenfelds Bürgermeister seine gleich selber.

So verkündete er am Ende der Stadtratssitzung vom 10. Juni 2010, der im November 2009 gestartete Bürgerbus habe sich „bewährt, seit man im Mai Strecken gestrichen und die gut genutzten dafür häufiger getaktet habe. „Im Schnitt nutzen nun drei bis vier Personen“ pro Fahrt die Busse, so der Bürgermeister. Wurden die Linien bisher nur am Donnerstag bedient, so wurde mit zusätzlichen Fahrten am Dienstag die Taktung auf den verbliebenen zwei Linien (Nötting, Untermettenbach) zwar erhöht, doch sitzen im Durchschnitt keine 3-4 Fahrgäste in den einzelnen, nun monatlich 64 mal fahrenden Bussen.

Berechnung der Fahrten pro Monat

Di+Do je 4 Fahrten pro Linie = 2 x 4 x 2 Linien =16 Fahrten, x 4 Wochen =64 Fahrten

Wer rechnen kann, ist klar im Vorteil.

Bei der Auflistung der Heimatzeitung vom 10.September, in der aus einer „dem Stadtrat vorliegen Auflistung“ berichtet wird, werden die zwischen Januar und August angefallenen „Betriebskosten“ für den Bürgerbus mit 7150,83 Euro, gleichzeitige Einnahmen von 209,- Euro, 472 getätigte Bürgerbusfahrten und 418 Fahrgästen angegeben.

Eine einfache Überschlagsrechnung zeigt bei diesen -wie sich noch zeigen wird falschen- Zahlen, die Widersprüchlichkeit zu den Angaben des Bürgermeisters.

Jan- Aug = 472 Fahrten mit insgesamt 418 Fahrgästen = 0,88 Fahrgäste pro Busstrecke!

Da es sich aber bei den von der Zeitung zitierten Zahlen, um Angaben aus einer Auswertung für die Monate Januar bis August handeln soll, der Bürgermeister sich in der Stadtratssitzung vom Juni aber nur auf Zahlen vom Mai stützen konnte, lohnt ein Blick in die „Original-Auswertung„. (liegt Bürgersicht vor) Berichtet die Heimatzeitung von 418 Fahrgästen zwischen Januar und August 2010, weist die städtische Tabelle für den gleichen Zeitraum 676 Fahrgäste aus.

Die städtische Auswertung weist dabei in der tabellarischen Auflistung eine bemerkenswerte Besonderheit auf. Man möge doch bitte, die in der Spalte „Gesamt“ angegebenen Fahrgastzahlen verdoppeln, da man nur die „einfache Anzahl der Fahrgäste gezählt“ habe, diese aber sicher auch die „Rückfahrt“ genutzt haben.

(Eine Auswertung anhand der verkauften Fahrkarten wäre womöglich zu exakt geworden und hätte die Verwaltung in Erklärungsnöte bringen können)

Mai = 64 Fahrten, mit 43 Fahrgästen einfach, x2=86 = 1,34 Fahrgäste pro Busstrecke!

Der Vollständigkeit halber hier noch die Zahlen bis August: (monatlich 64 Fahrten)

Juni = 57 Fahrgäste, x2 = 114 = 1,78 Fahrgäste pro Busstrecke

Juli = 60 Fahrgäste , x2 = 120 = 1,87 Fahrgäste pro Busstrecke

August = 48 Fahrgäste, x2 = 96 = 1,5 Fahrgäste pro Busstrecke

In keinem der Monate -auch nicht nach der Optimierung- wurde, wie vom Bürgermeister angegeben, eine Auslastung der Strecken mit durchschnittlich „3-4 Fahrgästen“ pro Strecke erreicht.

Die beim Geisenfelder Faschingszug angeprangerten „Geisterbusse“ fahren also weiter.

Warum ist das so? Warum bezuschusst die Stadt Geisenfeld -nach eigenen Angaben- jede einzelne Fahrkarte mit bis zu 16,61 Euro? Diese Subvention der Bürgerbusfahrkarte liegt dabei um ca. 33 % über der, in seiner Höhe umstrittenen Subvention für eine INVG-Fahrkarte. (nach derzeit vorliegenden Zahlen aus der INVG-Präsentation)

Diese hoch subventionierten „Geisterbusse“ sollen nun, auf einstimmigen Beschluss des Stadtrats, weitere zwei Jahre in Geisenfeld ihre Runden drehen!

Lesen sie hier im zweiten Teil, was dabei alles schief lief, und warum das für die Geisenfelder Finanzen nicht nur ungesund, sondern im höchsten Maß unverantwortlich ist.

Über Bernd Schuhböck

Nicht nach heutigen, jedoch nach den Maßstäben der Ära Willy Brandt politisch eher linksliberal. Wer ihn missverstehen möchte, nennt ihn einen Sozialromantiker. Wer ihn kennt, wertkonservativ und mit zu viel Ethos für einen Bayer. Der Mann für´s kommunale, soziale oder sonstwie politische. Oder für Themen, für die sich keiner fand, der sie aufgreifen wollte.

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